Die Mehringer Hünensteine

Der Ortsrat Mehringen hat sich in den letzten Jahren dafür eingesetzt, dass das Naturdenkmal "Mehringer Hünensteine" wieder ein attraktiver Anlaufpunkt für hiesige Familien und Touristen wird.

Entdecken Sie die Mehringer Hünensteine

Das Bild zeigt eine Steinformation, die Hünensteine Mehringen Die Mehringer Hünensteine liegen in Mehringen, einem Ortsteil der Gemeinde Emsbüren im Landkreis Emsland. Sie befinden sich etwa einen Kilometer südlich der heutigen Waldsiedlung zwischen der Kreisstraße K327 (Napoleondamm) und östlich der Bahnstrecke Rheine - Emden.

Es handelt sich dabei um drei nahe beieinander liegende neolithische Ganggräber. Zwei der drei Ganggräber sind relativ stark zerstört. Sie entstanden zwischen 3500 und 2800 v. Chr. und sind Megalithanlagen der Trichterbecherkultur.

So ist es in einschlägigen Informationsquellen nachzulesen. Abgesehen davon, dass die mächtigen Steinblöcke aus grauer Vorzeit fast jedem Verkehrsteilnehmer auf dem Napoleondamm und jedem Bahnreisenden ins Auge stechen, sind sie sagenumwoben. Der Anblick dieser Steinriesen, die menschliche Kraft kaum auftürmen konnte, haben etwas geheimnisvolles, gigantisches, rätselhaftes an sich.

Mit diesen Sagen über Herkunft der Hünensteine und den damit verbundenen schaurigen Geschichten hat sich der damalige Dorfschullehrer von 1891 bis 1930 in Mehringen, Heinrich Wellmann, befasst und diese dann in seinem Buch „Die Bauernschaft Mehringen a. d. Ems und Umgebung des Kirchspiels Emsbüren im Kreise Lingen (Ems)“ niedergeschrieben. Erschienen ist dieses Buch 1934 durch den Verlag van Acken aus Lingen.


Sage über die Herkunft der Mehringer Hünensteine

Der Bauer H…., der einen weiten Weg zur Emsbürener Pfarrkirche hatte, jammerte und klagte immer bei schlechtem Wetter, dass die Kirche soweit von seiner Behausung läge. Leider hatte er die üble Gewohnheit, dass er gern fluchte und dabei den Namen des Teufels allzuviel im Munde führte. Wie ihm nun wieder ein Fluch: „Mich soll der Deibel holen, wenn ich das noch lange mitmache“ entfuhr, stand der Teufel plötzlich vor ihm. Da er sich gerade an der Wegekreuzung von vier Wegen befand (nach Emsbüren, nach Leschede, zum Mehringer Wald und zur Ems), die auch heute noch da sind, hatte der Teufel Gewalt über ihn. Er fragte ihn, weshalb er ihn gerufen habe, und zitternd musste das Bäuerlein bekennen. Da bot sich der Teufel an, ihm hier an Ort und Stelle eine Kirche zu bauen. Er brauchte dann nicht mal den halben Weg zur Kirche mehr machen. Als einziger Lohn forderte der Teufel die Seele des Bauern nach dessen Tode. Diesem wurde sehr ängstlich zu Mute. Er wusste sich nicht aus diesem Unglück herauszuhelfen und versprach dem Teufel seine Seele. Dieser kam alsbald unter großem Gebrause mit unglaublich großen Steinbrocken angeflogen und türmte dieselben vor dem Bauern auf. Immer mehr fürchtete derselbe sich vor dieser Teufelsarbeit, je mehr er sah, dass die Steinblöcke die Gestalt einer Kirche annahmen. Da fragte das Bäuerlein zaghaft, wie lange es dauern würde, bis die Kirche fertig sei. Der Teufel grinste und sagte, zum ersten Hahnenschrei könne die Messe beginnen. Da wurde der Bauer noch ängstlicher und verzagte ganz. Zufälligerweise hatte er einen guten Hahn in ein Taschentuch eingeknüpft bei sich, welchen er dem Pfarrherrn als Abgabe mitbringen wollte. Da er nun glaubte, dem Teufel ganz verfallen zu sein, wollte er wenigstens den Hahn retten. Er knüpfte diesen los und warf ihn hoch in die Luft, um ihn frei zu lassen. Wie es das Glück nun wollte, kam er gerade oben auf dem Bau zu landen. Weil er sich auf dieser luftigen Höhe in unbekannter Gegend nicht wohl zu fühlen schien, stieß er den allbekannten Hahnenschrei aus, der von den Hähnen der ganzen Umgegend beantwortet wurde. Da kam der Teufel angebraust, warf wütend die mächtigen Felsstücke nach dem Bauern, der ihn so überlistet hatte und verschwand mit Schwefelgestank. Niemand war glücklicher als unser Bäuerlein, und nie hat er wieder über den weiten schlechten Kirchweg geklagt. Die nach dem Bauer geworfenen Steinblöcke liegen noch jetzt da und sind die Mehringer Hünensteine.


Die Mehringer Hünensteine bei Eröffnung der Eisenbahn Rheine – Emden.

Das Bild zeigt Bürger aus Mehringen im Jahr 2006 vor einer großen Hünenfigur zum 150 jährigen Eisenbahnjubiläum Einen eigenartigen Anblick boten die Mehringer Hünensteine bei der Eröffnung der Westfälischen Eisenbahn am 27. Mai 1856, (am Geburtstage des Königs von Hannover) wo der große Personenzug von Hannover nach Emden in unmittelbarer Nähe der Steine vorbeifuhr. In sinnvoller Weise hatte die Eisenbahnverwaltung dieses Denkmal grauer Vorzeit mit unsern Tagen zu verbinden verstanden. Auf den dicken Steinblöcken erhob sich eine über 4 Meter hohe hünenhafte Riesengestalt, ein German mit Kleidung und Waffen, die verwundert dem nahenden Zuge entgegenschaute. Bockfell mit Hörnern diente als Mütze, eine große Kuhhaut als Mantel, an dem Schurz hing ein Köcher mit Pfeilen, an der Seite ein großer Bogen, im rechten Arme ruhte eine mächtige Keule. Lautes Getöse hatte ihn aus der Grabesruh geweckt, er war seiner Ruhstätte entstiegen und schaute jetzt mit Staunen und Schrecken dem heranbrausenden Ungetüm, der Widgardsschlange (ein gespenstisches Ungeheuer aus altnordischer Götterlehre) wie er glaubte, entgegen. Scharen von Menschen hatten sich eingefunden. Der Zug nahte, da riefen alle Hurra, zwei Pistolenschüsse knallten, Männer und Knaben schwenkten die Mützen und Hüte, die Frauen und Mädchen ihre Tücher, die Musikkapelle des Zuges setzte mit der Musik ein, die Fahrgäste erwiderten den Gruß gar freundlich. Dieses Spektakel wurde im Jahre 2006, anlässlich des 150-jährigen Eisenbahnjubiläums von den Mehringern noch einmal wiederholt.


Erhalt von Kultur und Natur

Die Erhaltungsaufgabe haben sich in den letzten Jahren viele Akteure zu Eigen gemacht, denen das Dorf Mehringen wichtig ist und Veränderungen mitgestalten möchten. So wurden im Umfeld der Hünensteine Sanierungsarbeiten an den Sitzgelegenheiten vorgenommen, Obstbäume gepflanzt, pflegerische Eingriffe im Bewuchs vorgenommen und eine Wildblumenwiese angelegt.

Die Schautafel an den Hünensteinen hat ein neues Dach bekommen. Nördlich und südlich der Hünensteine  am Napoleondamm (Kreisstraße K327) stehenden Holztafeln mit dem Hinweis Gross-Steingrab. Diese wurden 1971 durch das damalige Mitglied des Gemeinderates Mehringen, Adolf Hille, erstellt. Adolf Hille aus Neumehringen fühlt sich auch heute noch im Alter von 86 Jahren der Unterhaltung der von ihm erstellten Hinweistafeln verpflichtet und hat diese im Sommer 2020 aufwendig saniert.


Das Bild zeigt die Erneuerung des Daches der Informationstafel an den Hünensteinen Mehringen Das Bild zeigt Adolf Hille vor dem neu überarbeiteten Schild zu den Gross-Steingräbern Hünensteine Mehringen


Mit viel Fleiß und Arbeit wurden die Sitzgelegenheiten hinter den Hünensteinen wieder hergerichtet. Das Ergebnis spricht für sich und lädt zum Verweilen ein. Vor allem in Zeiten langanhaltender durch den Klimawandel bedingter Trockenheit und starker Zerreißproben für viele unserer Baumarten ist es wichtig, auf den Wert der Bäume hinzuweisen und ihnen eine Stimme zu geben. Dieses wurde hier durch die Anpflanzung von 4 Laubbäumen vollzogen, die den Besuchern mittelfristig einen schönen Schattenplatz bieten. 

Das Bild zeigt drei Sitzgruppen auf dem Rastplatz Hünensteine Mehringen

Das Bild zeigt Ortsbürgermeister Reinhard Piepel mit Enkelkind beim Bewässern der neu gepflanzten Bäume in der Nähe der Hünensteine Mehringen


Im Hinblick auf ihre Zukunftsfähigkeit gewinnen in den Dörfern die Themen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung an Bedeutung. Daher wurde in den vergangenen Jahren im Umfeld der Hünensteine eine Streuobstwiese angelegt und erweitert. Der Begriff Klimaschutz ist nicht nur in aller Munde sondern wurde durch die Aufforstungen einer bisher nicht genutzten Fläche zwischen den Hünensteinen und der Bahnstrecke aktiv angegangen. Hier wurden ca. 2.500 m2 mit Waldsetzlingen bepflanzt. Durch diese Erstaufforstung wurde ein, wenn auch nur kleiner, weiterer Baustein für eine Kohlendioxidspeicherung gelegt. 

Das Bild zeigt neu gepflanzte Bäume in der Nähe der Hünensteine Mehringen Das Bild zeigt eine neu mit Bäumen bepflanzte Fläche in der Nähe der Hünensteine Mehringen


Das Projekt "Wege zur Vielfalt“ - Lebensadern auf Sand" dient dem Erhalt und der Vernetzung nährstoffarmer Sandstandorte. Außerdem soll es den Besuchern die außerordentlich große biologische Vielfalt in ihrer Region nahebringen. Durch eine Anregung des Ortsrates und mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung konnte die Obstbaumfläche südlich der Hünensteine mit einer naturraumtypischen Wildblumensaat optimiert werden. Es ist somit eine blütenreiche Fläche für Schmetterlinge und Vögel entstanden, die u. a.  das Identifikationspotenzial der Landschaft erhöht und ferner für die ansässige Bevölkerung als auch den Tourismus attraktiver ist. Zur Information wurde eine Tafel aufgestellt.

Das Bild zeigt eine Informationstafel zu einer Wildblumenwiese in der Nähe der Hünensteine Mehringen Das Bild zeigt eine Blumenwiese in der Nähe der Hünensteine Mehringen


Mehringen und die Heide

Mehringen ist nicht arm an charakteristischen Flurnamen. Einige dieser Flurnamen deuten auf die ursprüngliche natürliche Beschaffenheit und die Kulturgeschichte des heutigen Ortsteiles Mehringen hin. So wurden u. a. auch die Hünensteine (plattdeutsch bezeichnet als Steener) vielfach in Verbindung mit Heideflächen beschrieben.   

Die früheren Heideflächen waren zwischenzeitlich durch Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern (Aufschlag aus der Umgebung) fast gänzlich verdrängt. Im Februar 2019 erfolgte ein Rückschnitt des unerwünschten Bewuchses. Damit der Bezug zu Heideflächen nicht in Vergessenheit gerät, wurde 2003/2004 mit empfehlender Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde eine Renaturierung der früheren Heidefläche durchgeführt. Von einigen Akteuren des Ortsrates Mehringen und weiteren Helfern wurde Saatgut von den Heideflächen in der Engdener Wüste gewonnen und auf eine vorbereitete Fläche an den Hünensteinen aufgebracht. Über die Jahre stellte sich der Erfolg ein. Um diese Heidefläche zu erhalten, wurde in diesem Jahr ein erneuter Pflegeeinsatz unternommen.

Der auf der Heidefläche unerwünschte Aufschlag, insbesondere die nordamerikanische Traubenkirsche wurde durch mühsame Handarbeit mit dem Stechspaten entfernt. Hierbei wurde im November 2020 unter Corona-Bedingungen in kleinen Arbeitsgruppen mit ausreichendem Abstand gearbeitet.

Das Bild zeigt eine offene Waldfläche bei den Hünensteinen in Mehringen Das Bild zeigt vier Männer bei der Bearbeitung der Flächen rund um die Hünensteine


Naturverbundene Menschen schätzen die Naherholungsmöglichkeiten und viele Regeln zur Verhaltensweise verstehen sich von selbst. Doch ganz ohne Reglementierung und Motivationsanregungen geht es wohl nicht. Aus diesem Grund wurden an der einen oder anderen Stelle Schlagbäume installiert, um die Zufahrt mit Fahrzeugen in den Grünbereich zu verhindern. Eine große Wirkung zeigen auch freundliche Einladungen zur Sauberhaltung, die in Mehringen an fast allen Plätzen zur Anregung der Sauberhaltung installiert wurden. Die Hinterlassenschaften haben sich deutlich verringert.

Das Bild zeigt eine Schranke an den Hünensteinen Das Bild zeigt eine Hinweistafel an den Hünensteinen mit Bitte um Sauberkeit


Die Hünensteine als Ausflugsziel für Familien mit Kinder

Das Bild zeigt Kinder auf den Hünensteinen Mehringen Insbesondere für Kinder hält das Umfeld an den Hünensteinen einiges bereit. Wald, Heidefläche, Blumenwiese und ein Platz mit Spielgeräten bieten einige Möglichkeiten. Und wenn man im Spätsommer ein wenig Glück hat, bieten die Obstbäume eine leckere Überraschung.


Nutzen Sie in dieser Corona geplagten Zeit die Möglichkeiten, Ihre Heimat neu zu entdecken und besuchen Sie die Mehringer Hünensteine.